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Das Baumritual – eine Technik zur Heilung von Beziehung

Ritualarbeit - ein starkes Instrument zur Stärkung von Coping-Strategien

Der Ritualbaum – ein starker Ort, an dem Beziehung sortiert, geheilt und gestärkt werden kann.

Regelmäßig begegne ich in meiner Arbeit Menschen, die noch offene, schmerzhafte Themen mit Vater, Mutter oder Geschwistern haben oder die noch Verletzungen aus früheren oder bestehenden Beziehungen mit sich herumtragen. Diese offenen Themen stellen sich erfahrungsgemäß einem Menschen immer wieder mitten vor die Füße – als Aufgaben, die es zu lösen gilt; sie warten darauf, sortiert zu werden und heilen zu dürfen. Das Baumritual ist hier sehr hilfreich: eine stärkende Technik aus der humanistischen Therapie, die ich Ihnen hier vorstellen möchte:

Die Arbeit mit Ritualen hat in der aktuellen Psychotherapie und psychologischen Beratung, ja sogar im Coaching- und Businesscoaching-Bereich einen festen Platz bekommen, da sie alle unsere Sinne anspricht, den Verstand und unsere emotionalen Anteile.

Ich selbst lernte das Baumritual während meiner Ausbildungszeit in der vormaligen Klinik Bad Herrenalb kennen, die viele Jahrzehnte lang einen hervorragenden Ruf für effiziente Therapie hatte und mit ihrem „Bad Herrenalber Modell“ Therapiegeschichte schrieb.

Mit dem Baumritual kann man folgendes für sich erreichen:
  • Raum schaffen für eine Neuordnung meiner Beziehung zu Mutter/Vater (oder einer anderen wichtigen Person) – sowohl auf der Ebene des Verstandes, als auch der Gefühle und der Körperwahrnehmung
  • Tieferes Verstehen und Erfühlen dieser Beziehung
  • Meine Beziehung zu Mutter/Vater (…) als einen Teil meiner Wurzeln wahrnehmen, Ressourcen spüren, die darin verborgen sind
  • Ggf. Veränderung dieser Beziehung – sowohl als Grenzziehung, als auch als Neubeginn
  • Ggf. Verabschiedung schmerzhafter Beziehungsaspekte
  • etwas Offenes gut abschließen

 

Klient/inn/en, die offene und drückende Themen mit Vater, Mutter (Bruder, Schwester, Beziehungspartner/in …) haben, mache ich oft den Vorschlag, das Baumritual in eigener Verantwortung, zu einem Zeitpunkt, der ihnen intuitiv richtig erscheint, durchzuführen. Es ist eine Art Experiment mit sich selbst, in dem jemand Erfahrungen mit der eigenen Vater-/Mutter-/(…)-Beziehung machen kann.

Ist der Klient hierzu bereit, wird er/sie eingeladen, sich an einem Ort eigener Wahl einen Baum zu suchen.  Dieser soll der Mutter- oder Vater-Baum sein (oder für einen anderen, wichtigen Menschen stehen).

Klient/Klientin nimmt für die Übung Stift und Notizblock mit, um sich Notizen zu machen, evtl. auch einen Kompass.

Das Ritual besteht darin, sich in allen vier Himmelsrichtungen an den Baum zu setzen und mit Stamm und Wurzeln Kontakt aufzunehmen.

Der Süden steht für alles, was ich über die Kindheit des anderen Menschen weiß, und was mir einfällt, wenn ich darüber nachdenke.

Der Osten enthält Fähigkeiten (Ressourcen) und Eigenschaften des anderen Menschen, die ich auch von mir selbst kenne, die uns beiden also gemeinsam sind.

Der Norden steht für die Möglichkeiten und Optionen, die der andere Mensch gehabt hätte, aber nicht verwirklichen konnte oder aufgrund eigener Entscheidungen nicht verwirklicht hat.

Das Baumritual schließt im Westen ab: Dies ist die Seite, an der ich mit der anderen Person noch einmal in Kontakt gehen kann; hier kann ich etwas sagen oder tun, was jetzt gerade gesagt oder getan werden will; hier kann ich etwas dalassen oder mitnehmen.

Wichtig für die Wirkung ist es, das Baumritual nach seiner Durchführung therapeutisch zu reflektieren. Ich bitte daher die Klienten, bei der nächsten Sitzung ihre Notizen mitzubringen.

Ich habe das Baumritual seinerzeit selbst erprobt und seither in der Arbeit mit meinen Klienten immer wieder eingesetzt. Sie erlebten es selbstverständlich sehr unterschiedlich. Alle entdeckten dabei jedoch an ihren Eltern (oder Bezugspersonen) und an sich selbst Seiten oder Zusammenhänge, die ihnen noch nicht bewusst waren. Bei manchen
ergab sich bald danach eine Veränderung in ihrer Haltung gegenüber den Eltern (Bezugspersonen), die den Klienten wahrnehmbar stärkte und es ihm ermöglichte, offene Beziehungsthemen zu ordnen.